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Jetzt noch an das Nordkap?

Um es kurz zu machen: Nein! Nach 13 Stunden auf den Böcken und rund 810km Tagesleistung haben wir uns entschieden, den Globus erst morgen früh zu besichtigen. Wir sind aber immerhin schon mal auf Magerøya!

Aber eines nach dem Anderen: Die ersten Kilometer in Norwegen waren sehr beeindruckend, zumindest im direkten Vergleich mit Finnland: die können auf jeden Fall Kurven! Was sie wiederum nicht können, ist Straßenbelag! Die letzten paar hundert Kilometer heute waren fordernder für die Maschinen und Fahrer als ganz Finnland zusammen. Wie man es schafft, über so lange Strecken die gleiche (bedauernswerte) Qualität hinzubekommen, bleibt mir ein Rätsel. Die Highlights waren dann allerdings der ein oder andere Tunnel (man kam sich vor, als würde man in ein Bergwerk einfahren) und die Baustellen (Uwe wollte unbedingt offroad fahren, dass er dies zwangsläufig auf einer E-Straße tun musste, war ganz sicher nicht der eigentlich Ursprung des Wunsches.

Die Landschaft hier in Norwegen entschädigt dagegen für alles. Die Begeisterung in und für Finnland war und ist sehr groß. Wenn Du aber in Nordnorwegen über diesen einen unscheinbaren Hügel fährst, Du dann plötzlich dieses riesige sattgrüne Tal vor dir siehst und sich im Hintergrund majestätisch die felsigen Berge abzeichnen, bleibt erst mal der Mund offen stehen. Mit der Abfahrt ins Tal verfestigt sich der Eindruck, dass genau hier die Mehrheit aller Naturdokumentationen über Norwegen gedreht wurden sein müssen…

Nach dem letzten Tankstopp (unser Dritter heute), ging es fast nur noch am Meer entlang. Und das ist genau so gemeint, wie geschrieben: mal ging es links gerade hoch und rechts gerade runter, mal hatte man das Gefühl, während der Fahrt den Fuß in das Wasser halten zu können.… immer weiter und weiter und… mal kilometerweit keine Kurve einsehbar, mal ein langes sich schlängelndes Band bis zum Horizont, aber immer unglaublich schön zu fahren!

Als absehbar war, dass wir es heute bis ganz nach oben schaffen, organisierte Uwe von unterwegs unsere Unterkunft, und so landeten wir bei unter 10 Grad Lufttemperatur und damit nicht nur müde und geschafft, sondern auch reichlich durchgefroren in Honningsvåg, knapp eine halbe Fahrstunde vom Kap entfernt!

Und was sollen wir sagen, das einheimische Bier schmeckt:

Und die ortsansässige Fauna auch:

Damit es hier morgen überhaupt weitergehen kann, ist jetzt erstmal Feierabend! Halb 8 rollen die Bikes wieder und dann werden wir ganz oben sein! Bis dahin, gute Nacht!

Achso, bevor ich es vergesse (weil ich immer wieder gefragt werde – es geht um die mittlere Angabe. Das ist die bisherige Fahrstrecke dieser Tour der Tiger seit Halle):

Ja, sowohl die Griff- wie auch die Sitzheizung sind an!

Und noch ganz zum Schluß:

Wenn gerade kein Rentier verfügbar ist, schieb einfach ein paar Schafe auf die Straße…in Deutschland wäre das wohl jedes Mal Grund für ein Großaufgebot von Einsatzkräften. In Norwegen sind Tiere einfach nur ganz normale Verkehrsteilnehmer 😉

Auf dem Weg nach Norwegen…

Nach dem wir wieder unterwegs waren, standen die ersten Rentiere auf der Straße – Jawohl, wir sind auf dem richtigen Weg. Später ein gewohnter Anblick, aber immer mit dem Bedürfnis, die knuddeligen Tierchen zu streicheln.

300km hinter dem Weihnachtsmann liegt der Inari See, der drittgrößte See Finnlands. Nett hier:

Die letzten 15 Kilometer vor Inari sind ein Traum für Motorradfahrer. Endlose, lange Kurven und kaum Autos. Urplötzlich wirst Du aus deinem „Tundra-Trott“ mit eingeschaltetem Tempomat gerissen und das typische Dauergrinsen legt sich auf, bis der Helm an den Wangen drückt…

Hinter Inari bogen wir das erste mal seit hunderten Kilometern von der E75 ab. Nun waren es noch 70km bis zur norwegischen Grenze. Für Thomas: ab hier trafen wir regelmäßig Teilnehmer der NorthCape4000. Schade, dass es nicht so geklappt hat, wie wir anfangs dachten. Aber: einen riesigen Respekt an alle Teilnehmer. Gerade der Abschnitt vor der Grenze muss eine heftige Schinderei gewesen sein, mit den ständigen Anstiegen. Und danke nochmal für den Hinweis zum Grenzübergang. Wir sind 17:00 Uhr aus Finnland raus und 16:00 in Norwegen rein, hat gut gepasst und eine Stunde gab es auch noch geschenkt 😉

Das war es nun: für uns vorrangig ein Transitland – innerhalb kürzester Zeit knapp 1.300km durch Finnland. Unser eigentliches Ziel: Norwegen!

Zu Besuch beim Weihnachtsmann

Wir stehen am Polarkreis! Irgendwie ein tolles Gefühl, warum auch immer: Egal auf welcher Seite man steht – es fühlt sich nicht anders an 😉

Aber seinen Namen macht er auf jeden Fall alle Ehre: lauschige 14 Grad und Regen… wir haben für heute noch rund 700 Kilometer vor uns!

Achso, und der Weihnachtsmann war natürlich nicht zu Hause (dafür erstreckt sich sein Dorf gefühlt über 3km, mit 10 großen Parkplätzen und Dutzenden Shops. Aber irgendwo müssen die Weihnachtsgeschenke ja herkommen)

Es stimmt!

Das Wasser am nördlichen Ende der Ostsee ist gefühlt kein Salzwasser mehr… aber trotzdem mussten wir natürlich die Temperatur am nördlichsten Sandbadestrand des Randmeeres prüfen:

Es war ein langer Weg hierher: wir sind insgesamt 720km seit heute Vormittag gefahren.

Gleich als wir Helsinki hinter uns ließen, hatte ich noch versucht, die Ortsnamen zu lesen, nach nicht mal 10 Minuten gab ich das auf: die Zeit während des Vorbeifahrens reicht einfach nicht dafür! Interessante Sprache…

Dafür sind die Finnen als Verkehrsteilnehmer echt nett: Immer wenn man überholen möchte, fahren sie auf den Standstreifen, um Platz zu machen. Ob das hier jetzt zum guten Ton gehört oder ob Uwe, wenn er bei jemandem im Rückspiegel auftaucht, dafür verantwortlich ist – egal.

Ansonsten sind uns hier noch ein paar andere interessante Sachen aufgefallen: auf der Suche nach Abendessen landeten wir in einer ziemlich genialen Bar hier in Kemi.

Leider schlossen die gerade, aber wir bekamen noch ein paar Burger to go, nur die Bierflaschen aus dem Kühler wollte der Keeper nicht rausgeben: hier darf tatsächlich nach 21:00 Uhr kein Alkohol mehr außer Haus verkauft werden. Selbst im Supermarkt nicht, der bis 23:00 offen hat:

Mittlerweile ist es schon nach 23:00 Uhr und es fängt an dunkel zu werden. Zeit, den Tag abzuschließen. Morgen früh geht es zeitig weiter, wenn alles gut läuft sogar bis kurz vor das Nordkap.

Weil geil ist das denn?

Zugegeben, ich bin Finnland – Neuling, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dieser Effekt irgendwann mal abnutzen könnte: Was für eine Landschaft… unglaublich toll, und unmöglich für mich, das hier zu beschreiben, aber gefühlt wird jedes Klischee erfüllt.

Wir sind jetzt über 600km durch Finnland gefahren, auf Grund des engen Zeitplans galt es einfach nur Strecke zu machen: Dank der E75 sind die Reifen jetzt nicht mehr ganz so schön rund…

Mittlerweile ist es halb 6 Nachmittags, wir haben Oulu erreicht und stehen am angeblich schönsten Ostseestrand Finnlands:

Und jetzt geht es noch weiter nach Kemi, der nördlichste Punkt der Ostsee…

Finnland läßt grüßen

Wieso keiner von uns beiden heute morgen auf die Idee kam, dass sich die Handys selbstständig auf die Ortszeit umstellen, weiß ich nicht. Wohl aber, dass wir eine Stunde zu früh in Motorradkluft vor der noch verschlossenen Kaffeetheke standen…

Pünktlich um 9 lag die Fähre am Kai, bis wir allerdings runter waren und alle Formalitäten erfüllten, verging noch einmal eine ganze Stunde. Nun sind wir also seit um 10:00 Uhr Ortszeit unterwegs, immer Richtung Norden…

Das Minimalziel für heute: Oulu, 620km. Schöner wäre natürlich der Nordstrand!

Impressionen zum Tagesausklang…

Also kulinarisch war die Reise bisher auf jeden Fall ein Erfolg 😉

Finnlandzeit = Bordzeit… hier ist es schon eine Stunde später, Zeit schlafen zu gehen. Morgen ist die erste längere Etappe geplant: wenn es bei Euch morgens um 08:00 ist, lassen Uwe und ich uns von insgesamt 260PS durch Helsinki ziehen. Das Tagesziel liegt 650km im Norden – das Ende der Ostsee. Im Ozeaneum lernte ich letzte Woche, dass dort der Salzgehalt so gering sein soll, dass es schon als Süßwasser gelten könnte. Wenn alles nach Plan läuft, werden wir das morgen Abend im Licht der untergehenden skandinavischen Sonne überprüfen!

Hol über…

Wenn man über eine Motorradreise berichten möchte, ist dies nicht ganz so einfach, wenn die guten Stücke festgezurrt 4 Decks unter einem stehen und man den kompletten Tag auf See zubringt…

Von daher heute nur ganz kurz, unser Tag in Bildern:

Um 8 kurz aufgewacht (jaja, wir waren erst halb 5 in den Kojen) und kurz den Blick aus dem Kabinenfenster gecheckt – die Ostsee ist noch da!
Um kurz nach 10 das nächste mal aufgeweckt wurden, von einer SMS… öhm, wo sind wir bitte??? Egal…
13:30 Frühstück, leider nur von der Snackbar. Brunch im Restaurant ging nur bis 13:00… Hallo? Das ist nicht fair, wir können nix dafür, dass die Fähre erst 03:40 ablegte.

Es gab Kuchen mit Fisch!
Sonnendeck am Nachmittag… wie, morgen muss ich wieder aufs Motorrad?
Eine Art Gin Tonic

Mal schauen, was der Tag noch so schönes bereit hält…

Wir sind drauf!

Die Moppeds sind verzurrt, das Sonnendeck erkundet und das erste Bier im Glas.

Morgen den ganzen Tag auf See: Öffnungszeiten der Schiffssauna passen… bis dahin: gute Nacht und tschüss!

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