Kategorie: Darß

Vornehm geht die Welt zugrunde

Eigentlich war im Rahmen der Anreise geplant, die 29 Stunden auf der Fähre nach Helsinki in der niedrigsten Kategorie, im Ruhesessel zu bestreiten… irgendwie hat es uns dann aber gerade doch noch gerappelt: Upgrade auf Kabine, und zwar mit hoffentlich schicken Blick von fast ganz oben auf die Ostsee! Das kommt davon, wenn man zu viel Zeit für Vorbereitungen und zum Nachdenken hat. Es wird Zeit, dass es endlich weitergeht…

Hier setzt schon jemand Staub an…

Du bist nicht allein

Eigentlich sollte jetzt eine Woche Funkstille sein, volle Konzentration auf – Nichts!

Ich lernte aber gestern hier jemanden von der Ferienhausanlage kennen, dem die Tiger im Fahrradschuppen auffiel. Schnell stellte sich heraus, dass er selbst ambitionierter Motorradfahrer ist und vor gar nicht all zu langer Zeit ans Nordkap fuhr. Es war ein tolles Gespräch – und die Vorfreude auf nächste Woche steigt weiter!

Aber bis dahin ist noch ein bisschen Entspannung angesagt…

Dieses Gefühl, wenn die Ostsee das erste mal auf dem Display des Navigationsgerätes auftaucht…

… wird nur dadurch übertroffen, wenn man dann endlich dort ist… Heute: Ankunft in Zingst auf dem Darß – endlich wieder Ostsee!

Aus der Uckermark bis hierher waren es rund 210km, also Kurzstrecke sozusagen. Aber mit gestern war ausreichend Zeit, die Ausrüstung noch einmal durchzuchecken und zu testen. Ich bin super zufrieden, alles funktioniert wie es soll. Nur die Sommerhandschuhe bleiben einfach eine Nummer zu klein… Wahrscheinlich werden die aber sowieso nicht wirklich zum Einsatz kommen, da wo wir hinwollen, brauch ich als Frostbeule eh die dicken Dinger!

Ich bin nach wie vor begeistert von der Tiger! Mittlerweile haben wir zwei knapp 3.000 Kilometer zusammen verbracht. Um es kurz zu machen: Es macht einfach nur Spaß, ein tolles Motorrad! Bis auf die Sache mit dem Handling bei langsamen Geschwindigkeit: dank des Gewichtes und dem hohen Schwerpunkt bleibt es dann einfach eine übergewichtige Raubkatze. Und da haben wir zwei noch gemeinsames Entwicklungspotential…

Dennis, Du hattest natürlich Recht: in bestimmten Situationen hängt mir der Umfaller noch im Kopf nach. Ich hab heute wieder gemerkt, dass ich da nicht frei bin und Zuviel nachdenke, statt einfach zu machen… Uwe, Du wirst wohl deinen Spaß mit mir in Skandinavien haben!

So! Da es hier am Bike im Moment nichts mehr zu optimieren gibt und die Winterhandschuhe auch mit dabei sind, gibt es jetzt für mich tatsächlich nichts weiter zu tun, als Urlaub am Meer. Wir lesen uns hier spätestens am 11. August wieder, dann geht es nach Lübeck, zur Fähre nach Helsinki!

Endlich, es geht los

Zumindest für mich… Und eigentlich geht es ja noch gar nicht an das Nordkap: Vor mir liegt eine Woche Ostsee, aber die Richtung stimmt schon mal…

Das Tagesziel heute: Melzow, mit Übernachtung bei René und Kathleen.

Die 330km waren ein toller Einstand: Wann ich genau losfuhr, weiß ich nicht, wahrscheinlich gegen 16:30, aber das war mir ziemlich egal, immerhin ist ab sofort Urlaub! Die Strecke bastelte ich mir Tage vorher zusammen und grob gemerkt: immer Richtung Norden…

Mit Blick auf das Navi war klar: Google Maps und mein Gerät hatten unterschiedliche Meinungen… Nach ein paar Kilometern bauten sich genau in Fahrtrichtung gleich mehrere Regengebiete auf, die so nicht angesagt waren, zumindest laut Wetter App. Also wich ich von der ursprünglichen Route ab, folgte dem Navigationsgerät und 15 Minuten später fuhr ich ganz woanders aber im strahlenden Sonnenschein. Erste Erkenntnis des Tages: das Navi kann Wetter besser als die App!

Auf der gesamten Strecke fuhr ich sicher durch 6 oder 7 Umleitungen. Unglaublich, was und wo schon wieder überall gebaut wird. Ebenfalls unglaublich und wunderschön waren aber auch die Landschaften, die Strecke, die vielen kleinen Siedlungen mitten im Nichts, die mir begegneten – einfach nur, weil kleine gelbe Schilder mit einem Pfeil dafür sorgten, die geplante Strecke zu verlassen. Gefühlt verfranzte ich mich in fast jeder Umleitung. Ob ich das ein oder andere Schild übersah, weil ich alles andere um mich herum genoss oder vielleicht auch mal ein Schild fehlte – wen interessiert es. Zweite Erkenntnis des Tages: ich kann mich gar nicht verfahren, der Weg ist das Ziel!

Erst gegen 22:00 und im Dunkeln kam ich an. Irgendwie verlor ich wohl aus dem Blick, dass auf mich gewartet wird. Bitte entschuldigt, aber ich hatte einen tollen Einstand in dem Urlaub.